Die Gegenwart: seit 1945
Am 9. März 1945 war mit dem Einmarsch der Amerikaner der Krieg für Bonn zu Ende; am 28. Mai besetzten britische Truppen die Stadt. Von den rund 50 Gebäuden der Universität war keines unbeschädigt geblieben; das Hauptgebäude war zu drei Vierteln zerstört, vom Poppelsdorfer Schloss standen nur noch die Außenmauern. Doch fast sofort bemühten sich Studenten und Dozenten, die Universität neu zu errichten. Aus je einem Vertreter der sieben Fakultäten konstituierte sich ein neuer Senat; die akademische und studentische Selbstverwaltung wurde wiederhergestellt. Am 17. November wurde der Vorlesungsbetrieb wieder aufgenommen – wenn auch mit Numerus Clausus, weil die Militärregierung die Zahl der Studienplätze stark beschränkt hatte. Ehemalige Bunker dienten fortan als Studentenwohnheime, und wer sich für ein Studium in Bonn bewarb und am NC zunächst scheiterte, musste sich ab Januar 1946 zur Überbrückung ein Semester lang an „studentischen Bautrupps“ beteiligen. Die kluge Idee des Universitätsrektors Heinrich Konen zeigte raschen Erfolg: Die Jungakademiker halfen eifrig dabei, die rund 600.000 Kubikmeter Trümmer zu beseitigen, und schon am 30. Juni 1951 war der Wiederaufbau des kurfürstlichen Schlosses größtenteils vollendet (bis auf die neue Aula, die 1956 folgte, und die Turmhelme, die 1967 fertig waren).
Schon im Juni 1949 wurde die GeFFrUB mit 112 Fördermitgliedern neu begründet, die letzten Reichsmark-Bestände der „alten“ GeFFrUB flossen zuvor als Übergangsgehälter an die zurückkehrenden Bonner Professoren, bevor die Währungsreform von 1948 sie hätte zerschmelzen lassen können. Auch in den Folgejahren setzten die Freunde der Hochschule ihre Fördertätigkeit fort, halfen mit Geldmitteln unter anderem beim Bau des Ulrich-Haberland-Studentenwohnheims in Endenich (1960) oder bei der Einrichtung des „Universitätsclubs“. In den Folgejahren entstanden weitere Neubauten, die teilweise bis heute das Bonner Stadtbild prägen: etwa die neue Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) an der Adenauerallee (eröffnet 1960; ihr Lesesaal bietet den Studenten ein spektakuläres Rheinpanorama) oder das „Juridicum“ ihr gegenüber, in dem seit 1967 die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät angesiedelt ist. Das 1945 zerstörte ehemalige „Klinikviertel“ ist auf dem Venusberg neu erstanden, wo fast alle Universitätskrankenhäuser auf dem weitläufigen Gelände einer früheren Wehrmachtskaserne untergebracht sind. Auch im neuen Jahrtausend geht’s weiter: Westlich der Innenstadt steht der neue „Campus Poppelsdorf“ vor der Fertigstellung, unter anderem arbeitet dort das renommierte Institut für „Life and Medical Sciences“ (Limes).
Die Studentenproteste seit 1968 ließen Bonn zwar nicht unberührt, blieben – verglichen mit Hochschulstandorten wie Frankfurt oder Berlin – aber doch eher gemäßigt: Verzeichnet sind zum Beispiel ein Sitzstreik gegen die Wahlordnung zum Dekan der Philosophischen Fakultät sowie Proteste gegen die NPD, das griechische Militärregime und die Notstandsgesetze. Größere Herausforderungen waren etwa der Studentenzustrom durch den „doppelten Abiturjahrgang“ nach der Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre. Zudem ist die Konkurrenz um Fördergelder härter geworden, weil auch im Rheinland viele neue Universitäten und Fachhochschulen entstanden und große deutsche Firmen seit Beginn der Globalisierung ihr Augenmerk mehr auf die internationale Welt richten als auf die Region. Es gelang jedoch, die Hochschule stattdessen intensiv mit der eigenen Region zu vernetzen: Mehr als 2000 Freunde und Förderer helfen ihr heute bei der Bewältigung ihrer vielfältigen Aufgaben – große und kleine Firmen aus der Region, aber auch viele Bonner Bürger und Alumni.
Mit rund 38.000 Studenten, rund 550 Professoren, 2.500 wissenschaftlichen und 4.700 nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern gehört die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn heute zu den größten Hochschulen Deutschlands. Unter dem Motto „Traditionell modern“ sieht sie sich gut gerüstet für die nächsten 200 Jahre. In ebendieser gut akademischen Tradition lässt sich das auch auf Latein sagen: Ad multos annos!
(c) Studenten im Lesesaal 1962, Foto: Archiv/Universität Bonn